Podcast zu Risikoklassen auf Apple Podcast, Spotify oder Google Podcast
2 Risikoklassen reichen aus
Die Einstufung in Risikoklassen ist vor allem für deine Bank wichtig. Denn sie wird von der BaFin überwacht und muss daher ihre Kunden in Risikoklassen einteilen. Damit sollen dir die richtigen Produkte angeboten werden. Mitunter erstellen die Banken daher bis zu 7 Risikoklassen. Aus meiner Sicht ist das nicht nötig und du kommst mit nur 2 Risikoklassen aus. Aus diesem Grund sprechen wir heute über Risikoklassen und wie sinnvoll sie tatsächlich sind.
Definition von Risiko
Per Definition beschreibt Risiko die Möglichkeit, dass eine Entscheidung zu einem wirtschaftlichen Verlust führt oder ein Vorteil ausbleibt. Oder einfach gesagt, ein Risiko ist die Möglichkeit eines Schadens. Und hier erkennt man die klare Unterscheidung zum Verlust. Ein Verlust ist bereits real, aber ein Risiko ist nur die Möglichkeit eines Verlusts. Das solltest du dir immer vor Augen führen und nicht verwechseln. Darüberhinaus wirkt ein Risiko immer auf zwei Arten:
- 1. Durch die Eintrittswahrscheinlichkeit des Schadens
- 2. Durch die Höhe des möglichen Schadens
Das kann man ganz gut an einem Beispiel fest machen. Angenommen du investierst 1.000€ in eine beliebige Geldanlage. Und das gesamte Risiko des Verlusts von 300€ liegt bei 20%. Dann liegt die Eintrittswahrscheinlichkeit des Schadens bei 20%. Statistisch gesehen tritt der Schaden also bei jedem fünften Investment ein. Wichtig ist aber noch die zweite Wirkung des Schadens, nämlich die Höhe. Und die liegt im Beispiel bei 300€ oder relativ gesehen bei 30%. Wenn ich also ein Risiko betrachte ist es nicht nur wichtig zu fragen wie viel kann ich verlieren, sondern auch wie wahrscheinlich ist dieser Verlust.
Risikoklassen im Überblick
Da es keine festvorgeschriebenen Risikoklassen gibt und Geschäftsbanken diese nach ihrer eigenen Vorstellung definieren, habe ich für diesen Beitrag die Einteilung der Verbraucherzentrale genommen. Hier sehen die Risikoklassen folgendermaßen aus:
Risikoklasse | Finanzprodukte | Anlageklasse |
---|---|---|
Sicherheitsorientiert | Tagesgeldkonto, Sparbuch, Bausparvertrag, ... | Geldwerte |
Konservativ | Anleihen mit guter Bonität | Anleihen |
Ertragsorientiert | Aktien aus europäischen Standardwerten und Mischfonds | Aktien |
Spekulativ | Aktien aus außereuropäischen Standardwerten und Anleihen mit mittlerer Bonität | Aktien und Anleihen |
Sehr spekulativ | Aktien aus weltweiten Nebenwerten, spekulative Anleihen und Optionsscheine | Aktien und Anleihen |
Wie man sehen kann beinhalten die Risikoklassen hauptsächlich Aktien und Anleihen. Diese beiden Anlageklassen findet man allerdings nicht nur in einer Risikoklasse, sondern in den Klassen 2 bis 4. Daran erkennst du, dass eine Aktie eben nicht spekulativ sein muss, aber es durchaus sein kann. Das Gleiche gilt auch für Anleihen. Es ist nicht entscheidend ob du eine Aktie oder Anleihe kaufst, sondern welche. Denn ein Standardwert aus dem Dow Jones ist risikoärmer als eine kleiner Nebenwert aus einem Schwellenland.
Sinn und Unsinn von Risikoklassen
Damit kommt man aber auch zur Frage, brauche ich für diese Erkenntnis Risikoklassen. Und die Antwort lautet: „Nein“. Die Einteilung dient lediglich der Absicherung der Bank. Denn sie muss als Auflage der BaFin ihre Kunden in Risikoklassen einteilen lassen und zwar von den Kunden selbst. In diesen Risikoklassen bietet sie dann die aus ihrer Sicht passenden Produkte. Das bedeutet für dich, das wenn du dich selbst in eine Risikoklasse einteilst, z.B. Risikoklasse 3, dann kannst du nicht in Produkte aus Klasse 4 investieren, solange du deine Einstufung nicht änderst. Risikoklassen wirken also im Prinzip wie eine Kindersicherung für unmündige Privatanleger. Da es bei Kapitalbildung aber darum geht, die finanzielle Entscheidungen selbst zu treffen, macht diese Restriktion keinen Sinn. Wenn du dich also in eine Klasse einteilen musst, tue dies so, dass du in alle Produkte investieren kannst, die du in deinem Portfolio möchtest. Für die üblichen ETFs und den Zugriff auf alle weltweiten Aktien würde ich dir daher Risikoklasse 4 empfehlen. In der fünften Klasse sind aus meiner Sicht nur die sehr zeitintensiven Geldanlagen zu finden, die nur für wenige Menschen wirklich geeignet sind.
Stabilität vs. Rendite
Damit kommen wir dann zu den Risikoklassen die ich selbst für meine Geldanlage nutze. Sie dient nicht der Einteilung bei der Bank, sondern meinem ganz eigenen Gefühl für mein Vermögen und das Risiko, das ich damit eingehen möchte. Die 2 Risikoklassen sehen folgendermaßen aus:
- 1. Risikoklasse mit moderater Rendite und Stabilität auf lange Sicht
- 2. Risikoklasse für alles andere mit der Chance auf mehr Rendite, aber auch mehr Risiko
Damit kann ich mir meine Anlagen ganz leicht einordnen und hierzu reichen die beiden Risikoklassen. Die erste Risikoklasse ist für die Altersvorsorge. Also alles was auf lange Sicht im Wert steigen soll, aber ein Totalverlust sehr unwahrscheinlich ist. Und sollte es einen Totalverlust geben, dann habe ich andere Probleme. Ein gutes Beispiel ist hier ein ETF und zwar der MSCI World. Er vereint 1.700 der größten Unternehmen der Welt. Sollte hier ein Totalverlust anstehen bzw. die Kurse auf 0 fallen, dann hat man ganz andere Probleme. Denn dann bricht das gesamte Wirtschaftssystem zusammen oder ist bereits zusammengebrochen. Alles andere was dieser Betrachtung nicht gerecht wird, kommt nicht in die erste Risikoklasse, sondern in Risikoklasse 2. Hier finden sich Anlagen mit mehr Risiko, aber auch mit der Chance auf mehr Rendite, auf kurze oder mittelfristige Sicht. Also alle Anlagen mit Spekulationscharakter. In der ersten Klasse hingegen sind nur solche Anlagen die auch langfristig existieren oder eine hohe Absicherung haben. Dazu gehört auch die Anlageklasse der Geldwerte. Denn alle Einlagen bei Geschäftsbanken und Deutschland unterliegen der europäischen Einlagensicherung.
Zusammenfassung
Risiko sollte man nie mit Verlust verwechseln. Risiko ist die Möglichkeit eines Schadens. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Dabei wirkt das Risiko durch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schaden eintritt und durch die Höhe des Schadens. Um das Risiko der Geldanlagen zu klassifizieren, haben Banken ihre eigenen Risikoklassen, die sie nach Belieben definieren können. Alles in allem sind diese Risikoklassen auch wichtig, aber eben besonders für die Banken, um die Vorschriften der BaFin einzuhalten. Daher solltest du deine Risikoklasse wählen, um die Produkte zu kaufen, die du als sinnvoll erachtest und ansonsten dein Vermögen auf 2 Risikoklassen aufteilen: Stabilität und lange Frist als erste Risikoklasse und mehr Rendite, aber auch mehr Risiko als zweite Klasse. Und genau dabei wünsche ich dir viel Erfolg und auch Spaß bei deiner Kapitalbildung.
Erwähnte Links zu den Risikoklassen
- Meine Empfehlungen für deine Kapitalbildung
- Das magische Dreieck der Geldanlage
- Risikoklassen der Verbraucherzentrale
- Europäische Einlagensicherung
- Aufgaben der BaFin
Kontakt zu Kapitalbildung
Starte noch heute mit deiner Kapitalbildung und schau dir meine Empfehlungen an. Darin findest du interessante Bücher, mein Girokonto, Tagesgeldkonto und Depot und hilfreiche Links für deine Finanzen. Bei Fragen, Anmerkungen oder weiterem Interesse kannst du mich außerdem über folgende Kanäle erreichen: