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Preisniveaustabilität als oberstes Ziel

Der Leitzins ist das mächtigste Instrument der EZB und damit der Geldpolitik. Mit ihm soll das oberste Ziel der EZB erreicht werden – die langfristige Stabilität des Euro (Preisniveaustabilität). Wenn die EZB hierzu den Leitzins anhebt oder auch senkt, hat dies auch mittelbar Auswirkung auf uns als Bürger. Aus diesem Grund sprechen wir heute über die Wirkung des Leitzins, den aktuellen Tiefstand und was dies für dich bedeutet.

Instrumente der Geldpolitik

Die Europäische Zentralbank (EZB) und damit die nationalen Notenbanken haben im Grunde zwei Wege den Geldmarkt zu beeinflussen. In Deutschland wird die Geldpolitik durch die Deutsche Bundesbank umgesetzt. Und zwar auf zwei Arten:

  • Liquiditätszufluss (Geld fließt von Geschäftsbank zu Notenbank)
  • Liquiditätsabfluss (Geld fließt von der Notenbank zur Geschäftsbank)

Beim Liquiditätszufluss sprechen wir von den sogenannten Refinanzierungsgeschäften. Also den Geschäften durch die die Notenbank Gewinne erwirtschaftet. Das geschieht in der Regel durch die Vergabe von Krediten an Geschäftsbanken. Hier gibt es das Hauptrefinanzierungsgeschäft, bei dem Geschäftsbanken sich in einem Auktionsverfahren Geld beschaffen können. Der Zuschlag geht dabei an den Höchstbietenden bzw. an die Bank, die bereit ist am meisten Zinsen zu zahlen. Als weiteres Refinanzierungsgeschäft gibt es die Spitzenrefinanzierungsgeschäfte. Hier haben Geschäftsbanken die Möglichkeit sich täglich Geld zu besorgen. Allerdings ist dieses schnelle Geld teurer als das wöchentlich ausgegeben Geld des Hauptrefinanzierungsgeschäftes.

Der Liquiditätsabfluss hingegen beschreibt die Zahlung von Zinsen der Notenbank an die Geschäftsbank. Die erhalten die Banken, wenn sie ihr Geld bei den Notenbanken als Einlage parken. So wie wir Zinsen auf ein Sparbuch bekommen. Die Verzinsung des Guthabens wird auch Einlagefazilität genannt.

Wie der Leitzins wirkt

Von den geldpolitischen Instrumenten sind die 3 genannten Geschäfte alle ein unterschiedlicher Leitzins. Wenn aber in den Medien vom Leitzins gesprochen wird, dann redet man immer über das Hauptrefinanzierungsgeschäft. Und das beschreibt ganz allgemein, zu welchem Zinssatz Geschäftsbanken Geld bei der Notenbank kaufen können. Je höher der Zins, desto teurer ist das Geld und umgekehrt. Der Preis für das Geld wird also von der EZB durch den Leitzins festgelegt und die nationalen Notenbank geben ihn dann weiter an die Geschäftsbanken in den jeweiligen Staaten. Die Geschäftsbanken wiederum geben diesen Preis in Form des Zinses bei Krediten weiter an uns Nichtbanken. Denn nur so können sie ihre Kredite bei der Notenbank zurückzahlen. 

Ebenfalls interessant zu beobachten ist die Einlagenfazilität. Denn sie beschreibt ganz grob gesagt, wie hoch die EZB Geldeinlagen von Geschäftsbanken verzinst. Auch dieser Preis wird an uns Nichtbanken weitergeben, nur umgekehrt. Bekommt eine Geschäftsbank einen höheren Zins für ihre Einlagen, so kann sie auch mehr Zinsen an Nichtbanken für deren Einlagen zahlen.

Aktuelles Tief des Leitzins

Seit gut 4 Jahren haben wir einen historisch niedrigen Stand aller Leitzinsen. Aktuell sieht die Situation folgendermaßen aus (Stand: 09.04.2020):

  • Hauptrefinanzierungssatz = 0,0%
  • Spitzenrefinanzierungssatz = 0,25%
  • Einlagenfazilität = -0,5%

Anhand der Leitzinsen kannst du erkennen, dass Geschäftsbanken sich aktuell zum faktischen Nullzins Geld besorgen können. Außerdem zahlen sie für ihre Einlagen bei der Notenbank aktuell einen Strafzins von -0,5%. Dieser wird aktuell noch nicht komplett an uns Nichtbanken weitergegeben, aber schon vereinzelt bei größeren Vermögen (>100.000€) beaufschlagt. 

Zusammenfassung

Für unsere Wirtschaft und unser Geldsystem bedeutet dieser Umstand, dass unser Geld seit gut 4 Jahren faktisch „kostenlos“ gedruckt und in Umlauf gebracht wird. Einlagen sind nichts mehr wert und teilweise fallen Strafzinsen an. Durch diese Situation erhöht sich die Geldmenge enorm, da Wirtschaftsteilnehmer leicht an Geld kommen. Die Wirtschaft soll also stimuliert werden, um weiterhin die Preisniveaustabilität des Euro zu gewährleisten. Gemessen wird dieses Ziel anhand der Inflationsrate, die bei nahe 2% liegen soll. Der Leitzins ist also definitiv das mächtigste Instrument der Geldpolitik. Durch ihn lenkt die EZB Kreditvergabe der Geschäftsbanken an uns Kunden. Daher solltest du diesen Umstand kennen und wissen, warum du für deine Einlagen keine Zinsen mehr bekommst bzw. du für deinen Kredit nur noch wenig Zinsen zahlen musst. Und genau dabei wünsche ich dir viel Erfolg und auch Spaß bei deiner Kapitalbildung.

Erwähnte Links zum Leitzins

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