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ETF, das fast perfekte Finanzprodukt

ETFs sind aus meiner Sicht das fast perfekte Finanzprodukt. Du kannst mit ihnen kostengünstig und breit gestreut in Aktien investieren. Darüber hinaus sind Aktien-ETF sehr transparent. Du weißt genau was du kaufst und wie es funktioniert. Im Prinzip also alles was man von einer guten Geldanlage erwarten kann. Aus diesem Grund sprechen wir heute ausführlich über die Fakten und Details zu ETFs und du bekommst natürlich meine persönliche Einschätzung.

Definition des Begriffes

Zu Beginn erst einmal, ETF ist die Abkürzung für das englische Exchange Traded Fund. Das bedeutet so viel wie börsengehandelter Indexfonds. Du siehst hier also schon, dass es sich um einen Fonds dreht, der an der Börse gehandelt wird. Der große Unterschied zum üblichen Fonds liegt aber im Begriff des Indexfonds. Hier kommen wir wieder auf die bekannten Aktienindizes zu sprechen. Ein Aktienindex ist ein Korb an Aktien, der durch Kriterien festlegt, welche Aktien dort reinkommen und welche nicht. Wenn du noch mehr über Aktienindizes wissen möchtest, dann schau gerne in einen meiner älteren Beiträge. Bei ETFs ist es wichtig zu wissen, dass sie diese Aktienindizes nachbilden. Dabei gibt es nicht nur ETFs auf Aktienindizes, sondern auch solche auf Indizes von Anleihen oder Rohstoffen. Wir sprechen heute aber ausschließlich über ETFs auf Aktienindizes, also sogenannte Aktien-ETFs.

Sie haben keine eigenen Anlagekriterien, sondern nur die Aufgabe diesen einen bestimmten Index nachzubilden. Und aus diesem Grund brauchen sie auch keinen Fondsmanager, wie normale Aktienfonds. Der Fondsmanager versucht durch cleveren Handel der Aktienanteile im Fonds einen möglichst hohen Gewinn zu erzielen. Dieser Handel oder das ständige Festlegen neuer Kriterien und auch die Bewertung der aktuellen Situation ist bei ETFs nicht nötig. Das einzige was dort passiert, ist ein Rebalancing. Wenn eine Aktie aus dem Aktienindex fliegt, dann fliegt sie beim nächsten Rebalancing auch aus dem entsprechenden ETF. Und weil ETFs eben nicht aktiv handeln, sondern stumpf einen Index nachbilden, nennt man sie passives Investment. Im Vergleich dazu ist ein „normaler“ Aktienfonds, mit Fondsmanager ein aktives Investment.

Abschließend kann man also sagen, ein ETF ist ebenso wie ein Aktienfonds ein Anlagevehikel. Der ETF sammelt das Geld vieler Anleger und legt es dann anhand eines zuvor bestimmten Aktienindex an (z.B. dem DAX30). Daher gilt für ETFs (auf Aktien) die folgende Definition:

Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds, der passiv einen bestimmten Aktienindex abbildet

Detailwissen über ETF

Nachbildung

Wie bereits erwähnt bilden ETFs bekannte Aktienindizes stumpf nach. Dabei gibt es 3 unterschiedlich genaue Methoden dies zu tun:

  • Vollständig
  • Optimiert
  • Synthetisch
Vollständig

Vollständige Nachbildung oder auch Replikation bedeutet, der ETF kauft 1:1 die Aktien, die auch im Index enthalten sind. Dabei verteilt er die Gewichtung ebenfalls gleichwertig. Die vollständige Nachbildung wird häufig bei bekannten Indizes verwendet, da sich hier meist große Werte darin befinden, die auch schnell und gut an der Börse zu handeln sind. In manchen Indizes sind aber auch kleine Nebenwerte enthalten, die nicht so häufig gehandelt werden und dadurch auch höhere Transaktionskosten verursachen. Hier kommen dann die anderen beiden Arten der Replikation zum Tragen.

Optimiert

Optimierte Nachbildung oder auch Sampling Methode ist die zweite Art der Nachbildung eines Index. Sampling bedeutet übersetzt so viel wie Stichprobe. Und genau das wird auch gemacht. Der gesamte Index besitzt oft so viele kleine Anteile an der Gesamtmenge, das sich der Handel mit solch kleinen Mengen und zum Teil auch Nebenwerten einfach nicht lohnt. Denn hierfür ist der Handel schlichtweg zu teuer. Ein gutes Beispiel hierfür ist der MSCI World als Aktienindex. Hierin sind über 1.600 Unternehmen aus aller Welt enthalten. Ein ETF auf diesen Index wird meist nach der Sampling Methode nachgebildet. Dabei werden dann kleine Anteile, die beispielsweise nur 0,09% der Gesamtmenge ausmachen ausgeschlossen und der Rest wird vollständig nachgebildet. Deswegen auch optimierte Nachbildung. Es werden die im Handel teuren Nebenwerte oder kleinen Anteile durch die liquiden und großen Anteile ersetzt.

Synthetisch

Die künstliche oder auch synthetische Nachbildung ist die dritte Art der Replikation. Dies geschieht vor allem bei besonders exotischen Indizes. Zum Beispiel muss in einem ETF auf den MSCI Pakistan keine einzige Aktie dieses Index enthalten sein. Die Idee dabei ist, das der ETF selbst viel liquidere und damit besser handelbare Aktien besitzt (z.B. aus dem DAX30). Daneben schließt der ETF-Anbieter ein Tauschgeschäft mit einem anderen Finanzdienstleister ab. Dieses Tauschgeschäft nennt man auch SWAP. Das Ganze funktioniert dann folgendermaßen:

Letztlich ist es ja so, dass der Anleger erwartet, dass sein investiertes Geld immer den Wert des entsprechenden Indizes hat. Also wenn der MSCI Pakistan um 10% steigt, dann sollte auch seine Geldanlage um 10% steigen. Und das garantiert eben der Finanzdienstleister dem ETF Anbieter durch den SWAP. Mal angenommen der ETF Anbieter liegt mit seinen Aktien im Wert nicht bei einer Wertsteigerung von 10%, sondern nur bei 3%. Dann gleicht der Finanzdienstleister diese Lücke von 7% aus. Umgekehrt geht das natürlich auch. Wenn die Aktien des ETF Anbieters besser laufen als der Index, dann zahlt der ETF Anbieter den Überschuss an den SWAP Partner. Und so funktioniert einfach gesagt eine synthetische Replikation.

Ertragsverwendung

Wie andere Fonds auch, so gibt es auch bei ETFs solche Arten die Erträge wieder automatisch investieren und solche, die die Erträge ausschütten. Erträge kommen bei ETFs vor allem durch die Dividenden der Aktien zustande. Diese können entweder anteilig an die Anleger ausgeschüttet werden, was man dann ausschüttend nennt oder direkt wieder investiert werden, was man thesaurierend nennt. Wir haben also zwei Arten der Ertragsverwendung, thesaurierend und ausschüttend.

Sondervermögen

Können ETFs pleite gehen? Nein! Wie auch bei aktiven Fonds gibt es rechtliche Vorgaben, die vorschreiben, dass das Geld der Anleger im sogenannten Sondervermögen verwaltet werden muss. Das Sondervermögen wird dabei immer getrennt vom eigentlichen Vermögen der Fondsgesellschaft verwaltet. Sollte also ein ETF-Anbieter eine Insolvenz anmelden, so bleibt das Geld der Anleger unberührt. Es ist und bleibt nämlich das Eigentum der Kunden.

Gesamtkostenquote (TER)

Wie du dir schon denken kannst, sind ETFs in jedem Fall günstiger als aktive Aktienfonds, mit Fondsmanager. Und genau so ist es auch. Während die laufenden Kosten für die Verwaltung bei einem aktiven Fonds schnell bei 2% liegen können, so liegen sie bei einem einfachen ETF bei maximal 0,5% (oft auch bei 0,3%). Diese Kostenquote wird bei ETFs TER genannt. TER steht dabei für Total Expanse Ratio und ist die Gesamtkostenquote des ETF.

Fondsvermögen

Das Fondsvermögen beschreibt, wie bei aktiven Fonds auch, die Größe des Fonds. Dies ist wichtig, um einschätzen zu können wie liquide der Fonds ist. Denn wie bei Aktien auch, werden die großen Titel häufiger gehandelt als kleine. Zur Einschätzung gibt es folgende Einteilung:

  • Kleines Fondsvermögen bis 250 Mio. €
  • Mittleres Fondsvermögen bis 750 Mio. €
  • Großes Fondsvermögen über 750 Mio. €

Praktisches Wissen

Wo kaufst du ETFs

Im Prinzip kaufst du ETFs genau so wie Aktien auch. Sie werden ebenfalls an der Börse gehandelt. Eine genaue Anleitung findest du hier. Ein weiterer Punkt wäre hier allerdings noch die Tatsache, dass es gerade bei ETFs viele Sparplanmöglichkeiten gibt. Mit denen kannst du zu festen Zeitpunkten bestimmte ETFs automatisiert besparen. Zum Beispiel kannst du einen ETF auf den MSCI World monatlich besparen und automatisch eine bestimmte Summe investieren. Hierzu musst du die Order nur einmalig einstellen, alles andere passiert dann automatisch, bis du es selbst stoppst. Starten kannst du hier bereits mit 25,-€. Bei den meisten Depot-Anbietern aber auf jeden Fall mit 50,-€ pro Monat.

Was sagt Thorsten

Insgesamt ist der ETF ein sehr sinnvolles Vehikel, um sehr günstig breit zu investieren. Außerdem sind ETFs auch ein sehr transparentes Produkt. Du weißt genau was dort passiert. Auch zur Frage ob es einen Fondsmanager braucht, um einen Fonds wirklich gewinnenbringend zu gestalten, ist aus meiner Sicht mit nein zu beantworten. Es ist mehr Kunst als Wissenschaft die Kursbewegungen an der Börse vorauszusagen oder richtig zu antizipieren. Deswegen brauche ich auch keinen Fondsmanager, denn die bekannte Börsenpsychologie macht das Vorhersagen unmöglich. Außerdem gibt es tatsächlich einige Studien, die belegen, dass gerade die sturen und stumpfen ETFs die aktiven Fonds schlagen. Und das obwohl dort einfach nur eine Index abgebildet wird.

Kein Allheilmittel 

Wenn das also unsere Realität ist, dann brauche ich für meine Geldanlage keinen Fondsmanager, sondern nur die Gewissheit, dass die Wirtschaft auf lange Sicht wachsen wird und damit eben auch die Aktienkurse. Dafür brauche ich dann kein Markettiming, sondern einfach einen langen Anlagehorizont. Und gerade weil ETFs dann auch noch so unschlagbar günstig sind, ist es aus meiner Sicht ein hervorragendes Vehikel für dich als Privatanleger. Du kannst sehr günstig, breit in Aktien investieren. Wichtig ist nur, dass du nicht blind investierst. Nur weil es jetzt keine Zinsen mehr auf dem Tagesgeldkonto gibt und auch für Anleihen nicht, musst du nicht in einen Aktien-ETF investieren. Denn am Ende ist eine Aktien-ETF nur ein Vehikel, um in die Anlageklasse der Aktien zu investieren. 

Aktien haben aber eine ganz andere Systematik als Anleihen oder das Tagesgeldkonto. Aktien sind volatil, sie schwanken. Und das musst du eben aushalten können. Außerdem brauchst du die finanziellen Voraussetzungen um in ETFs zu investieren. Keine Konsumschulden, eine Liquiditätsreserve und einen Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren oder mehr. Alles andere lässt dich die vorhandenen Risiken nicht sinnvoll aushalten. Dazu kommt noch die psychische Komponente, deine Geldanlage innerhalb kürzester Zeit schwanken zu sehen. Auch wenn du nicht verkaufst, musst einen Kursverlust erst einmal hinnehmen und aushalten können. 

Wissen ist das A und O

Es ist wichtig zu wissen, das ETF nicht gleich ETF ist. Es gibt über 2.000 ETFs. Und auch bei unserer Definition haben wir schon gemerkt, dass eine ETF nicht nur einen Aktienindex abbilden kann, sondern auch einen Anleihen- der Rohstoffindex. Wir reden hier aber von Aktien-ETFs und auch hier gibt es nochmals Unterscheidungen. Es gibt Strategie-ETFs, Nachhaltigkeit-ETFs, Smart-Beta-ETFs, regionale ETFs, gehebelte ETFs und so weiter. Es ist also wirklich wichtig, dass du dich auskennst und weißt worauf du achten musst. Denn oftmals wird der ETF als Lösung für alle Anlageprobleme gesehen, aber, es ist eben nur ein Vehikel, ein Finanzprodukt um in Aktien zu investieren. Aber Aktien-ETFs, so wie ich sie verstehe, breit diversifiziert, kostengünstig, großes Fondsvermögen, sind aus meiner Sicht eine ideale Geldanlage. Ich würde sagen, ein ETF ist das fast perfekte Finanzprodukt.

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