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Dividende gut, alles gut?

Dividenden können eine passive und regelmäßige Einnahmequelle sein. Doch sind sie wirklich sicher und sollte ein Unternehmen nicht mehr mitbringen, als eine tolle Dividendenrendite? Es ist wichtig zu wissen, ob du überhaupt Dividenden für deinen langfristigen Vermögensaufbau brauchst. Aus diesem Grund sprechen wir heute über die Gewinnausschüttung von Unternehmen und meine persönliche Einschätzung hierzu.

Was sind Dividenden?

Wie bereits in einem älteren Beitrag erwähnt, kannst du als Anleger auf 2 Arten von Aktien profitieren. Erstens durch den Kursgewinn. Du verkaufst zu einem höheren Kurs, als du gekauft hast. Und zweitens durch Dividenden. Dabei werden Dividenden auch Gewinnausschüttungen genannt. Die Definition des Begriffs lautet folgendermaßen:

Eine Dividende ist der auf eine Aktie anfallende Anteil der Gewinnausschüttung

Ein Beispiel: Das Unternehmen Fantasie AG schüttet 0,60€ pro Aktie als Dividende aus. Das bedeutet für dich, das du pro Aktie dieses Unternehmens in deinem Depot 0,60€ bekommst. Nehmen wir an du hast 10 Anteile von diesem Unternehmen in deinem Depot, dann bekommst du eine Ausschüttung in Höhe von 6,00€ (10 x 0,60€). Je mehr Anteile du also hast, desto größer ist natürlich deine absolute Ausschüttung und umgekehrt.

Dividenden sind reine Vermögensverschiebung

Wie kommt das Unternehmen überhaupt dazu, Dividenden auszuschütten? Die Idee dahinter ist, dass die Aktionäre regelmäßig (z.B. nach dem Geschäftsjahr) am Gewinn des Unternehmens beteiligt werden. Damit diese aber nicht ihre Anteile verkaufen müssen, geschieht dies über Dividenden. Die Anleger werden dadurch am Geschäft des Unternehmens beteiligt, ohne ihre Anteile veräußern zu müssen. Die Entscheidung, ob und wieviel Dividende ausgeschüttet wird, fällt in der Hauptversammlung (HV). Nach dem Beschluss werden die Dividenden am nächsten Tag an die Anleger ausgezahlt. Für den Kurswert bedeutet das dann auch, dass die gesamte Ausschüttung an die Anleger vom aktuellen Kurswert abgezogen wird. Das heißt die Aktie notiert dann an der Börse minus die Dividende.

Ein Beispiel: Das Unternehmen Fantasie AG hat 1.000.000 Anteile am Markt zu einem aktuellen Kurswert von 10€. Auf der HV wird beschlossen, dass die diesjährige Dividende bei 0,50€ liegt. Das bedeutet, dass für das Unternehmen eine Ausschüttung von insgesamt 500.000€ ansteht. Diese 500.000€ werden aus dem Eigenkapital des Unternehmens bezahlt, womit auch die Substanz sinkt und damit auch der Kurswert pro Aktie. In unserem Beispiel war die Marktkapitalisierung vor der Dividende bei 10.000.000€ (10€ x 1.000.000 Anteile). Nach der Dividendenauszahlung wurden 500.000€ ausgezahlt, womit die Marktkapitalisierung auf 9.500.000€ schrumpft. Da es aber nicht weniger Anteile gibt, sondern immer noch 1.000.000 in Umlauf sind, sinkt der Kurswert an der Börse auf 9,50€ pro Aktie (9.500.000€ : 1.000.000 Anteile).

Du siehst also, das eine Dividende eine reine Vermögensverschiebung ist. Vom Eigenkapital des Unternehmens wandert das Geld auf die Konten der Anleger bzw. Aktionäre. Das Eigenkapital des Unternehmens reduziert sich und damit auch der Aktienkurs.

Die Dividendenrendite

Gerade bei Unternehmen die seit Jahrzehnten regelmäßig Dividenden ausschütten, wird davon ausgegangen, dass es auch im kommenden Jahr wieder eine Zahlung an die Anleger gibt. Und darauf kann man sich in der Regel auch verlassen. Solche Unternehmen nennt man übrigens Dividendenadel oder Dividendenaristokraten.Sie werden so genannt, weil sie seit so langer Zeit eine steigende Dividendenrendite aufweisen oder jedes Jahr die Dividende steigt. Die Rendite von Dividenden berechnet sich folgendermaßen:

Dividendenrendite = Dividende : Aktienkurs x 100

Nehmen wir wieder an, das Unternehmen Fantasie AG gibt eine Dividenden von 0,50€ aus und der Kurswert liegt bei 10€. Damit ist Dividendenrendite bei 5%. Natürlich verändert sich der Kurs ständig und damit auch die Dividendenrendite. Wichtig für dich ist aber, dass du deine eigene Dividendenrendite kennst:

Eigene Dividendenrendite = Dividende / Einstiegskurs x 100

Sagen wir du hast die Aktie zu 10€ gezeichnet und die Dividende liegt bei 0,50€. Dann liegt deine eigene Dividendenrendite bei 5% (0,50€ : 10€). Wenn aber in 10 Jahren die Dividende auf 2€ pro Aktie steigt, dann liegt deine persönliche Dividendenrendite bei 20% (2€ : 10€). Und genau das ist die Idee bei den sogenannten Dividendenadel, konstant steigende Zahlungsströme. Gerade institutionelle Anleger (z.B. Banken oder Versicherungen) brauchen diese konstanten Ströme, um ihre laufenden Kosten zu decken. Deswegen kann es auch der Fall sein, dass das Unternehmen keine Gewinne macht oder Kurs stark fällt und auf der HV beschlossen wird, trotzdem Dividenden auszuzahlen. Eine Gewinnausschüttung muss also nicht immer aus dem operativen Gewinn kommen, sondern kann auch aus der Substanz des Unternehmens bezahlt werden.

6 Gründe gegen Dividenden

Dividenden sind attraktive passive Zahlungsströme. Du musst nichts dafür tun, außer investiert zu sein. Dabei bist du kein Ansprechpartner, du musst nicht vor Ort sein und du musst kein Geld nachschießen. Im Prinzip sind Dividende also ein tolles passives Einkommen. Und trotzdem solltest du die folgenden 6 Argumente nicht außer acht lassen.

1. Keine sichere Einnahmequelle

Auch wenn Dividenden schon seit Jahrzehnten ausgezahlt werden, kann es bei der nächsten HV sein, dass beschlossen wird, keine Dividenden auszuzahlen. Natürlich ist die Wahrscheinlichkeit bei sogenannten Dividendenadel sehr gering, aber dennoch besteht sie.

2. Rein rechnerisch kein Vorteil

Dividenden werden vom Kurswert abgezogen und aus dem Eigenkapital des Unternehmens ausgezahlt. Damit kommen sie auf dein Konto und sind im Prinzip eine reine Vermögensverschiebung. Dazu kommt noch, dass du auf deine Kapitalerträge Steuern zahlen musst (25% + Solidaritätszuschlag + ggf. Kirchensteuer). Heißt also, dass Unternehmen entnimmt zum Beispiel 100€ um deine Dividende zu zahlen, aber bei dir kommen nur 75€ an. Und dazu fällt auch noch der Kurswert.

3. Management sieht keine Zukunft

Auf der HV schlägt das Management vor, Dividenden auszuschütten. Natürlich um die Anleger milde zu stimmen und am Gewinn zu beteiligen. Aber erstens muss es dafür kein Gewinn aus dem operativen Geschäft geben (das Geld kann auch aus der Substanz genommen werden). Und zweitens bedeutet es, dass das Unternehmen keine sinnvollen Möglichkeiten sieht, das Geld besser anzulegen, als es an die Aktionäre auszuschütten. Von dem Geld könnten nämlich beispielsweise neuere Maschinen angeschafft werden, um die Produktivität und damit den substanziellen Wert des Unternehmens zu steigern.

4. Unternehmen hat keine Zukunft

Wenn du dich nur auf die Dividende fokussierst, verlierst du den wichtigsten Punkt aus den Augen. Nämlich die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Klar, wenn ein Unternehmen so viel freien Cashflow besitzt, dass es regelmäßig Dividenden zahlen kann, dann ist es sicherlich kein so schlechtes Unternehmen. Aber trotzdem solltest du dich nicht nur darauf konzentrieren. Denn auch wenn regelmäßig Dividenden fließen, kann der Markt oder das Produkt am Ende, oder einfach nur schlecht sein. Und da du langfristig anlegen möchtest, sollte das Unternehmen vor allem auch in Zukunft noch eine attraktive Investition sein.

5. Es braucht viel Kapital

Ja, Dividenden sind attraktive Einnahmen. Aber um wirklich eine anständige Einnahmequelle zu erhalten braucht es unheimlich viel Kapital. In der Regel kannst du mit einer Dividendenrendite von 2% bis 3% rechnen, wenn du heute investierst.

Ein Beispiel: Sagen wir du hast monatliche Lebenshaltungskosten 1.500€. Um diese nur durch Dividenden decken zu lassen, brauchst du im Jahr als 18.000€ an Dividenden (ohne Steuer und die Tatsache, dass Dividenden nicht jeden Monat ausgeschüttet werden). Rechnen wir jetzt mit einer Dividendenrendite von 3%, dann musst du 600.000€ investieren (18.000€ : 3%). Aber auch wenn du nur 500€ als regelmäßige Einnahmequelle haben möchtest, musst du immerhin noch 200.000€ investieren (500€ x 12 Monate : 3%). Du brauchst also sehr viel Kapital, um davon leben zu können.

6. Schlechte Risikoallokation

Du hast viel Geld auf einem oder wenigen Aktientiteln liegen, um möglichst viel Dividende zu bekommen? Da wir hier über das langfristige Anlegen sprechen, sind 20 oder 30 Jahre keine Seltenheit. Wenn in diesem Zeitraum nun eine Position pleite geht oder nicht mehr an deinen alten Einstiegswert herankommt, dann bringt dir die Dividende oder Dividendenrendite auch nichts mehr. Dein Geld, investiert in diesen Aktien, ist nichts mehr oder deutlich weniger wert. Daher gibt es natürlich auch auf diese spezielle Kategorie passende ETFs, die ausschließlich auf Dividendentitel setzen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, denn oftmals performen diese ETFs nicht so gut wie die üblichen Aktienindizes. Es wird zwar nie der Fall sein, dass alle Unternehmen im Index pleite gehen, trotzdem solltest du dich fragen, ob du Dividenden wirklich brauchst.

Zusammenfassung

Aus meiner Sicht brauchst du sie nicht. Denn eigentlich willst du langfristig Vermögen aufbauen. Wenn du also Dividenden bekommst, wirst du sie ohnehin wieder investieren. Das heißt, du bekommst eine Ausschüttung, du musst sie versteuern, und dann zu neuen Ordergebühren wieder reinvestieren. Da macht es mehr Sinn auf thesaurierende ETFs zu setzen, die auch wirklich gut performen und nicht nur auf Dividenden setzen. Trotzdem kann ich verstehen, dass Ausschüttungen einen psychologischen Effekt haben. Es ist einfach ein gutes Gefühl etwas von seinem Investment zurückzubekommen. Und auch ich bekomme Dividenden und freue mich darüber, aber das war nicht mein einziger Grund eine Aktie ins Portfolio zu nehmen. Du solltest dich eben nicht nur darauf versteifen, sondern eher langfristig denken.

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