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Podcast zum Thema Entnahmestrategie auf Apple PodcastSpotify oder Google Podcast

Rente aus der eigenen Tasche

Es ist gut und sinnvoll ein Vermögen aufzubauen und damit deine Rentenlücke zu schließen. Aber wie zahlst du dir deine eigene Rente? Wie sieht deine Entnahmestrategie aus, wenn es soweit ist? Hierbei gibt es 2 Methoden, etliche Puffer und Annahmen die zu berücksichtigen sind. Aus diesem Grund sprechen wir heute über genau diese Details und wie dein Entnahmeplan aussehen kann.

Die Rentenlücke: Ein Beispiel

Über die Rentenlücke und die korrekte Berechnung haben wir bereits in einem älteren Beitrag gesprochen. Hierzu gibt es aber auch einen tollen Rechner vom Deutschen Institut für Altersvorsorge. Und trotzdem musst du natürlich wie immer mit bestimmten Annahmen rechnen. Folgende Annahmen und Zahlen werden benötigt:

  • Lebenserwartung in Jahren
  • Monatliches Nettoeinkommen
  • Jährliche Inflationsrate
  • Zukünftige Gehaltssteigerungen 
  • Monatlichen Ausgaben in der Rente

Fangen wir also an und konstruieren hierzu ein Beispiel. Eine 30 jährige, weibliche Person verdient aktuell 2.000€ Monat. Laut dem Lebenserwartungsrechner wird sie 94,2 Jahre alt. Sagen wir also mit einem Puffer von gut 5 Jahren, dass sie 100 Jahre alt wird. Die jährliche Inflation liegt im Durchschnitt bei den angepeilten 2%. Und mit den Gehaltssprüngen schafft die Person es, diese 2% im Schnitt auszugleichen. Im Alter hätte sie gerne weiterhin den gleichen Lebensstandard und sie möchte mit 65 Jahren in Rente gehen. Für eine Inflation von 2% im Jahr bedeutet das in 35 Jahren eine Halbierung der Kaufkraft bzw. eine Verdopplung des Gehalts. Das kann man mit dem Inflationsrechner ausrechnen.

Vor dem Renteneintritt hat die Person monatlich also nicht 2.000€, sondern 4.000€ Gehalt. Daraus ergibt sich eine Rente von gut 2.000€ im Monat. In dieser Rente stecken bereits die 2% Inflation. Somit ergibt sich eine Lücke von gut 2.000€, um ihren Lebensstandard halten zu können. Auf das Jahr gesehen sind das gut 24.000€. Mit ihrer Lebenserwartung von 100 Jahren kommen wir auf einen benötigten Kapitalstock von gut 850.000€ (ohne die Inflation nach der Rente zu berücksichtigen).

Hier nochmals das Beispiel in der Kurzform:

  • Person: 30 jährige Frau
  • Lebenserwartung: 100 Jahre
  • Einkommen: 2.000€
  • Inflationsrate: 2%
  • Gehaltssteigerung: 2%
  • Rentenlücke: 2.000€
  • Kapitalstock: 850.000€ 

Der Markt entscheidet

Es macht natürlich einen Unterschied, ob du 24.000€ in einer Krise oder in einem Boom brauchst. Hier funktioniert die Antizyklik genau andersherum. Beim Investieren willst du günstig kaufen, also wenn die Kurse unten sind und verkaufen, wenn die Kurse oben sind. Beim Entnahmeplan willst du aber in einer Hochphase verkaufen und in einem Tiefpunkt möglichst nicht. Denn in einer Hochphase bekommst du am meisten Geld für deine Anteile und in einer Krise nur deutlich weniger. Im schlimmsten Fall bis zu 50% weniger.

Um diesen Schwankungen am Markt entgegenzuwirken, brauchst du einen Entnahmeplan der dagegen steuert und dich etwas flexibler werden lässt. Aus diesem Grund würde ich dir nicht empfehlen, jedes Jahr die benötigte Summe von 24.000€ zu verkaufen, sondern bereits kurz vor der Rente anzufangen einen größeren Puffer auf dein Tagesgeldkonto zu legen. Wenn dann die Krise kommt, hast du bereits ein Jahr oder mehr auf der Seite und kannst davon leben. Du musst dann nicht zwangsläufig ganz unten verkaufen, sondern kannst sich den Markt etwas erholen lassen. Das gibt dir den nötigen Spielraum, um flexibel auf die Kursschwankungen reagieren zu können. Wie groß diese Reserve ist kannst du selbst bestimmen. Im Prinzip richtet sich die Summe danach, wie lange eine Krise dauert. Das kann aber natürlich keiner genau bestimmen oder vorhersagen.

Die Krux an der Geschichte ist nämlich, dass du auch nicht zu viel Geld auf der Reserve haben möchtest, weil es dort nicht verzinst wird. Wenn dann jahrelang keine Krise kommt, hast du die Gewinne nicht mitgenommen. Hier würde ich aber sagen: Haben ist besser als brauchen. Nimm deine entgangenen Gewinne stoisch in Kauf und sieh es als Absicherung. So wie die Kosten für deine Versicherung: Wenn nichts passiert ist es gut, aber wenn etwas passiert, dann bist du abgesichert.

Die 4%-Regel

Wir haben in unserem Beispiel von einer Rente mit Kapitalverzehr gesprochen. Das heißt also wir haben die Rentenlücke errechnet, unter Berücksichtigung der Inflation. Und dann geschaut, welche Summe man dafür brauch, um anschließend den benötigten Betrag jährlich zu entnehmen. Das Ganze macht man dann solange, bis das Kapital aufgebraucht ist.

Das Problem an dieser Methode ist das Langlebigkeitssrisiko. Keiner kann dir sagen, wie lange du noch lebst. Es ist unmöglich vorherzusagen, wie lange du leben wirst. Mit 100 Jahren liegt man sicherlich nicht ganz schlecht, trotzdem kann und will man vielleicht auch länger leben. Entweder hast du also kein Kapital und noch Lebensjahre übrig oder die Lebensjahre sind gezählt und du hast zu viel gespart. Zu bevorzugen ist sicherlich die zweite Variante. Den Rest kann man sinnvoll vererben. Es wäre aber schade, wenn gerade in den letzten Jahren das Geld ausgeht. Und hier kommt eine andere Perspektive zum Tragen: Die Rente ohne Kapitalverzehr.

Dort gibt es die sogenannte 4%-Regel. Sie wurde 1998 von 3 Professoren der Trinity University in Texas beschrieben. In der bekannten Trinity Studie haben sie untersucht, welchen Kapitalstock man benötigt, um davon unendlich lange leben zu können. Hieraus ist die 4%-Regel entstanden. Sie besagt, dass du von deinem Kapital immer 4% entnehmen kannst, ohne jemals dein Kapital aufzubrauchen. Voraussetzung dafür ist natürlich das Investment in Aktien (gerne auch breit gestreut). Die Idee ist, dass die Renditen des Investments die Entnahme von 4% jedes Jahr ausgleichen. Im Umkehrschluss heißt das zur Berechnung des Kapitalstocks, dass deine jährlichen Ausgaben mal 25 zu rechnen sind (25 mal 4% sind nämlich 100%).

Für unser Beispiel sind das also 24.000€ mal 25. Das sind dann 600.000€ und somit 250.000€ weniger als bei der Rente mit Kapitalverzehr. Der Unterscheid ist hier natürlich, dass man weiterhin auf die Renditen angewiesen ist. Übrigens stimmt die 4%-Regel auch mit meiner realistischen Renditeerwartung aus einem älteren Beitrag überein. Hier bin ich nach allen Abzügen und unter Berücksichtigung der Vergangenheit ebenfalls auf 4% gekommen. Alles in allem reichen in unserem Beispiel also 600.000€ aus, wenn wir mit der 4%-Regel rechnen.

Ich persönlich halte die 4% Regel für realistisch und auch brauchbar. Es vereinfacht die Rechenweise, um den benötigten Kapitalstock zu errechnen. Trotzdem würde ich auch bei der 4%-Regel eine mindestens einjährige Reserve auf dem Tagesgeldkonto einplanen. Damit kannst du auch hier zumindest ein Jahr überbrücken und musst nicht zu einem schlechten Zeitpunkt verkaufen.

Erwähnte Links zum Thema Entnahmestrategie

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