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Anlagefehler = Anlagepsychologie

An der Börse stehen wir als Anleger oftmals zwischen Angst und Gier. Die Angst, Fehler zu machen und die Gier, möglichst viel Rendite zu kassieren. Dabei denkt man rational und wägt die Argumente gut ab, handelt dann aber doch emotional und verlässt sich mehr auf das Bauchgefühl. Davon kann sich sicher niemand ganz frei sprechen. Auch mir geht es so und daher besprechen wir heute über die 5 typischen Anlagefehler.

1. Handlungsstarre

Das größte Risiko ist es, nicht investiert zu sein. Inflation und Niedrigzins sind sichere Geldfresser. Und auch in der Vergangenheit war es nie anders. In den 80ern war die Situation nämlich auch nicht besser. 3% Zinsen auf dem Festgeld, aber 5% Inflation. Heute sind es quasi 0% Zinsen und 4,5% Inflation. Handeln ist deshalb extrem wichtig.

Die meisten Menschen haben aber eine starke Tendenz zum Nichtstun. Der Fachausdruck dafür nennt sich sich „Omission Bias“, also Unterlassungstendenz. Manchmal scheint Nichtstun vielleicht auch sicherer. Der Wunsch ist es nämlich, möglichst keinen Fehler zu machen. Allerdings ist das Parken des Geldes auf dem Konto schon ein sehr großer Fehler. Hier wird dein Geld garantiert weniger wert. Deshalb ist die halbe Miete hier, diesen Umstand deutlich zu erkennen. Mit diesem Bewusstsein kannst du dann daran arbeiten, dir ein Grundlagenwissen aufzubauen. Und mit dem Wissen geht vielleicht auch die Angst oder das schlechte Gefühl verloren.

Wichtig ist nur, nicht ins andere Extrem zu verfallen, blinder Aktionismus. Sich blind in irgendwelche Geldanlagen zu stürzen, kann nur schief gehen. Daher baust du hier erst einmal Wissen auf. Und dabei ist keine Eile geboten. Du musst keine Angst haben irgendwas zu verpassen. Starte, wenn du bereit bist. Aber mache dich auf den Weg bald bereit zu sein. Beantworte dir alle Fragen, die dich aktuell daran hindern. Wenn diese aufgelöst sind und du einen Finanzplan hast, legst du los und entkommst der Handlungsstarre.

2. Selbstüberschätzung

Gerade wenn du anfängst die ersten Mechanismen der Wirtschaft und Börse zu verstehen, beschwingt dich sicherlich so ein gutes Gefühl: „Das ist ja gar kein Hexenwerk“. Und damit wächst die Illusion des tieferen Verständnisses. Zudem siehst du überall nur positive Beispiele. Tolle Renditen, gute Entscheidungen und auch du kannst das, denkst du dann. Ja, aber es gibt auch Verlierer auf dem Markt. Für jede Rendite die eine Person macht durch den Verkauf ihrer Anteile, muss eine Person geben, die bereit ist diese Anteil zu kaufen. Und es kann einfach nicht sein, dass alle nur Gewinne machen am Markt. Wenn du dich hier aber komplett selbst überschätzt, führt das schnell zu überflüssigen Fehlern.

Denn wenn die Zeiten an der Börse gut sind und ein Hoch das andere jagt, ist man gerne und leicht dabei. Aber in den Krisen zeigt sich wirklich dein Durchhaltevermögen und verinnerlichtes Wissen. Nimm dir daher wirklich die Zeit dich gut in die Finanzthemen einzuarbeiten und überschätze dich nicht selbst. So ging es mir am Anfang auch. Man denkt, das ist ja gar nicht so schwer und schon investiert man mal hier und mal da. Das wieder aufzuräumen kostet nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Seitdem begegne ich den Finanzen und den Entscheidungen die ich treffe, immer mit Demut. Denn ich weiß, dass ich nicht schlauer bin als der Markt.

3. Opportunitätskosten

Gerade wenn du noch alte Anlagen hast, vergisst du sicherlich, was dir entgeht. Das Thema wurde bereits in einem alten Beitrag thematisiert. Opportunitätskosten sind nämlich entgangene Gewinne. Und die sind gerade bei Altanlagen oder Altlasten nicht zu vernachlässigen und aus meiner Sicht definitiv ein Anlagefehler. Denn was ist oft der Fall: Man bleibt in seinen alten Geldanlagen investiert. Zum Beispiel im Bausparvertrag, der privaten Rentenversicherung, dem Riestervertrag oder auch dem aktiven Fonds, den die Eltern für einen angelegt haben. Dabei sagt man sich: „Besser als auf dem Tagesgeldkonto“. Und das stimmt natürlich auch in den meisten Fällen.

Aber wenn du dir einmal die entgangenen Gewinne vor Augen führst, also die Opportunitätskosten, dann solltest du sie verkaufen. Denn auf 10, 20 oder 30 Jahre gesehen kannst mit einem breitgestreuten ETF deutlich besser dastehen. Selbst wenn du jetzt mit Verlust verkaufen musst, kannst du diese locker wieder aufholen. Es bringt einfach nichts an einer schlechten Geldanlage festzuhalten. Sinnvoller ist es doch, das Geld in eine gute Geldanlage zu investieren und dort langfristig laufen zu lassen. Auch wenn du dafür kurzfristig einen Verlust hinnehmen musst.

Ein persönliches Beispiel: Ich habe meine private Rentenversicherung damals mit mehreren Tausend Euro Verlust verkauft. Aber, das Geld habe ich anschließend und nach der Erarbeitung meines Finanzplanes sinnvoll investiert. Und jetzt nach wenigen Jahren, habe ich den Verlust schon ausgeglichen und das Geld soll dort noch weitere 30 Jahre investiert bleiben. Deshalb, sei bereit und trau dich alte Zöpfe abzuschneiden. Es lohnt sich, sofern du einen Plan für die neugewonnene Liquidität hast.

4. Kurzfristigkeit

Beim Vermögensaufbau solltest du immer langfristig denken. Lass dich nicht von kurzfristigen Trends oder Marktbewegungen leiten. Auch deine Betrachtungen der Vergangenheit sollten möglichst lang sein, um daraus die Zukunft zu prognostizieren. Du kannst nicht aus einem Jahr Marktgeschehen, die nächsten 30 Jahre fortschreiben. Sei dir bewusst, dass es für den Vermögensaufbau eine langfristige Betrachtung und Denkweise braucht.

Deshalb macht es aus meiner Sicht auch keinen Sinn, kurzfristig ein paar Euro mit dem neuen Neobroker am Markt zu sparen. Denke langfristig und frage dich, wo du dein Geld lieber anlegen möchtest. Beim Neobroker, den es seit 3 Jahren gibt oder bei einer renommierten Direktbank? Meine Wahl fällt da ganz klar auf die Direktbank, die vielleicht etwas teurer in ihren Transaktionskosten ist, mir aber ein gutes Gefühl gibt, nicht in 3 Jahren wieder passé zu sein.

Außerdem musst du dir bewusst machen, dass Neobroker diese Transaktionskosten nicht die nächsten 30 Jahre weiter so günstig halten werden. Auch sie müssen oder wollen irgendwann Geld mit ihren Kunden verdienen. Das geht nunmal nicht, wenn ein Order quasi kostenlos ist. Denke und handle also langfristig. 10 Jahre und länger.

5. Heimatverbundenheit

Denke nicht, dass du dich mit deutschen oder europäischen Unternehmen besser auskennst, nur weil du in Deutschland oder EU lebst. Und fühle dich auch nicht zu sehr mit ihnen verbunden. Diese Heimatverbundenheit nennt man auch Home-Bias. Noch schlimmer wird es, wenn mit deiner Heimatverbundenheit alles auf ein Unternehmen setzt. Ein Extrem-Beispiel: Du arbeitest bei Volkswagen in Wolfsburg, hast ausschließlich Mitarbeiteraktien in deinem Depot und lebst in deinem Haus in Wolfsburg. Sowas nennt man Klumpenrisiko. Denn wenn VW Probleme hat oder mal überzogen gesagt pleite geht, dann hast du auch Probleme:

  • Dein Job ist in Gefahr
  • Deine Mitarbeiteraktien sind im Keller
  • Dein Haus in Wolfsburg ist weniger wert

Eine Ursache, starke und vielseitige Auswirkungen auf dein gesamtes finanzielles Leben. Deswegen, denke weltweit, streue dein Geld. Damit gleichst du genau solche Situationen aus und vermeidest sie. Gerade auch wenn du einen ETF auf den DAX40 hast. Du machst dich einfach abhängig von der deutschen Wirtschaft, wenn du sonst keine anderen Anlagen hast. Geht es Deutschland schlecht, geht es dir und deinem Depot auch schlecht. Also, Scheuklappen weg und Augen auf bei der Geldanlage. Diversifikation ist hier das Stichwort.

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